Erlebnisbericht Citylauf und vorgelagerte Traingsmethodik

Meine letzte Woche in Iten war das Ende eines 4 Wochen-Zyklus vom Prinzip 3:1. Auf 3 Belastungswochen folgte eine Regenerationswoche.  

Nach meinem Skitrainingslager in der 2. Februarwoche, welches die Bänder und Muskel regenerieren und die Grundlagenausdauer steigern sollte begann dieser.  

Die Gesamtkilometer verhielten sich wie folgt: 160, 220, 230, 120. Damit bin ich in der Ruhewoche fast auf zu wenig Kilometer gekommen, da diese ungefähr 60-65% des Umfanges der letzten Belastungswoche beinhalten sollte und, auf höherem Verträglichkeitsniveau fast der 1. Belastungswoche entsprechen sollte. Insgesamt konnte ich damit erstmals wirklich eine Art Rahmentrainingsplan für eine hochleistungssportliche Marathonvorbereitung durchhalten. Normalerweise wird der Umfang nun weiter gesteigert und im Profisport würde im Sinne einer Höhenkette ein weiteres Trainingslager folgen. Da ich seit heute wieder in einer 40+ Stunden-Woche arbeite, werde ich den Umfang nicht steigern, sondern versuchen, ca. 80-90% des Kenia-Umfanges trotz Klinikalltag zu halten und für weitere Unterdistanzrennen (10km, Halbmarathon) etwas mehr Geschwindigkeit ins Training aufzunehmen. So sieht die grobe Planung aus. Die Details werden sich im Verlauf der Rückanpassung aus der Höhe ergeben.  

   

Die letzte Phase in Kenia und die erste Deutschland konnte ich bisher ganz gut meistern. In Kenia, war es Ziel, in der „Ruhewoche“ wirklich ruhig zu bleiben und nicht zu überziehen. Auf der 27-stündigen Rückreise (Zeit von „Bett bis Bett“) galt es vor allem für die Wirbelsäule so viel wie möglich „Liegezeit“ zu erhaschen. Jede halbe Stunde in Terminals oder Wartebereichen lag ich auf Handtuch und Nierenkissen irgendwo in der Ecke und „entspannte“. Auch in den Fliegern wurden möglichst freie Sitzreihen belagert, um sich lang zu machen (, was auf allen 4 Flügen auf Hin- und Rückreise gelang….der an mich weitergetragene Ruf, dass Egypt-Airlines nicht so gut sei, hat sich wohl herumgesprochen und mir entspannte Leere auf den Sitzreihen beschert J)  

   

Nach gut überstandener Reise waren es bei Ankunft in Berlin noch 21h bis zum Start beim Citylauf in Dresden. Also hoffentlich noch im sagenumwobenen 48h-Fenster der guten Leistung nach der Höhe, bevor ein Tief kommen soll.  

   

Im Kreise der engsten Freunde konnte die unmittelbare Wettkampfvorbereitung beginnen neue Wettkampfhose beim Sponsor Runnerspoint Dresden Altmarktgalerie abholen, Startnummer abholen und ausruhen. Am Sonntag dann die bewährte Vorbereitung für meine Dresdner Innenstadtläufe. Vor 10km-Läufen gibt’s es nur ein kleines Frühstück (halbes Brötchen) um nicht total hungrig zu sein. Mehr wäre aber nur unnötiges Gewicht und evtl. zu schwer im Magen. Bis zum Wettkampf wird der Blutzuckerspiegel dann mit meinem Vitargo-Getränk-Mix oben gehalten und 15min vor Start ein Gel für den Leistungsboost ausgezutscht.  

   

Rennverlauf

 

Vom Start weg wurde ein zügiges Tempo angegangen. Da ich nach Gefühl und Konkurrenz laufen wollte, ließ ich die evtl. ablenkenden Gadgets Pulsgurt und GPS-Uhr im Rucksack. Nach 300m war ich dann hinter Dennis und Sven aufgereiht und wir versuchten die Ideallinie zwischen Kopfsteinpflaster, Bahnschienen und Bordsteinkanten zu finden. Mit 2:52 beim ersten Kilometerschild waren wir gut unterwegs (Die Zeiten sah ich auf dem Führungsfahrzeug) . Und auch 5:42 nach dem 2. Abschnitt hinunter zur Elbe liefen gut. Ich spürte die Geschwindigkeit und merkte aber noch nicht viel Laktat. Hinauf zur Synagoge ließ ich mich dann zurückfallen, da mir das Tempo einfach zu hoch war und ich nicht in der 3. Runde platzen wollte. Die Neue Streckenführung ging dann durch ziemliche Nadelöhre und ließ den Schritt etwas unrund werden. In der zweiten Runde versuchte ich den Abstand nicht zu groß werden zu lassen und, für mich allein gestellt, nun wirklich Ideallinie, auch mal übers Grün. zu laufen.  Ich versuchte das Tempo zu halten und merkte eingangs der 3. Runde, dass Sven vom Holländer abreißen lassen musste und sich sein Abstand nicht vergrößerte. Ich war nun ca. 50m von Sven und ca. 100m von der Spitze entfernt. Die Zeiten an den Kilometerschildern prophezeiten mir hier schon, dass es mit der 29er wohl eher nichts werden sollte. Bis zur Semperoper bei ca. 25min hatte ich dann auf Sven wieder aufgelaufen. Beim Überholen motivierte er mich, trotz 80m Abstand, dem schwächelnden Holländer den Sieg streitig zu machen. Zunächst war aber mein Bedenken eigentlich, von Sven wegzukommen und nicht 500m vor dem Ziel wieder zu platzen. Am Terrassenufer erhöhte ich langsam das Tempo. Durch die Überrundungen war es schwierig, richtig Fahrt aufzunehmen, und „wie im Tunnel“ zu laufen. Dennis Licht war am Polizeipräsidium nun wieder in unmittelbarer Sichtweite. Getragen von den Anfeuerungsrufen setzte ich kurz vor der Willsdruffer Strasse zum langsamen Spurt an. Getrieben vom Adrenalin kam ich gefühlte Riesenschritte an den austrudelnden Licht heran. Doch durch die Welle von Anfeuerungen bemerkte auch er schreckhaft ,150m vor dem Ziel, dass ich gerade förmlich angeflogen kam. Ich hatte nur noch 10m Abtstand. Wie ein Hase aus dem Gras setzte auch er zum finalen Spurt an und konnte dann doch noch 1m ins Ziel retten und sich seinen lange zu sicher geglaubten Favoritensieg abholen. Über den 2. Platz konnte ich mich trotz der 30er Zeit eigentlich sehr freuen, da es eine neue Bestzeit war und ich einen guten Spurt gezeigt hatte. Die Preisgelder wurden ja schon vorher verteilt, sodass es beim Sieg eher um die Ehre ging und ich mich nicht ärgern musste vom auf dem Papier deutlich besseren Läufer knapp geschlagen zu werden. Im Ziel zeigte mir das Interesse der Journalisten für mich jedoch, dass nicht nur mit Antrittsgeldern einkaufbare Profis einen solchen Stadtlauf interessant machen. Nach dem Dresden-Marathon war es ein weiterer Überraschungsmoment in die Phalanx der Profis einzubrechen.  

 

Video Zieleinlauf: http://www.baer-service.de/Video-CDD.php?SN=418839&BG=1 

 

Die vielen Handschläge und Glückwünsche direkt nach dem Lauf….live als auch digital bescherten eine aufgeheiterte Stimmung and das angenehme Gefühl wieder richtig in der Heimat angekommen zu sein. Für die nächsten Wochen gilt es jetzt mit der Motivation der guten Form und vor allem mit der in Kenia konditionieren Disziplin für direkte Vor-und Nachbereitung der Trainingsläufe die Doppelbelastung Beruf und Training wieder zu einer Symbiose werden zu lassen.