Hitzeschlacht von Oelde

Der Weg Richtung 30 Minuten auf 10km ist hart. Die Chance, eine gute Zeit zu Laufen ist für einen deutschen 10km-Läufer bei den nationalen Meisterschaften eigentlich am höchsten. Viele Läufer auf ähnlichen Niveau sorgen für ein hohes Tempo in der Gruppe und man muss am Anfang „einfach“ nur mitschwimmen. Manchmal wird der Segen aber auch zum Fluch. Wenn die Strassen eng und die Kurven scharf sind, wird aus dem Mitschwimmen ein Kampf um die Ideallinie. So dieses Jahr auch in Oelde: Bei 28°C und fast 100% Luftfeuchte waren eher subtropische als goldene Spätsommerbedingungen. Schon nur vom Einlaufen waren wir komplett durchgeschwitzt und man hatte Mühe, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.Artikel Morgenpost 13.9.2011 Bis die motivierte Masse von über 350 ambitionierten Athleten, von denen jeder in seine Altersklasse lokal den einen oder anderen Lauf gewinnen kann, an die Startlinie gepresst wurde vergingen fast 10 min. Anhand der Zielzeit stand selbst ich diesmal in der 2. Reihe. Marc hatte sein Glück im linken Startbereich gesucht und war aber auch in der Masse zusammengepresst.

Der Startschuss ließ das Läuferfeld wie eine Packung Popcorn aufplatzen. Mit über 20km/h fegten wir entlang der ca. 5-8m breiten Strecke. Ich selbst hatte mich ca. an Position 30 eingeordnet. Marc sah ich ca. 10 Plätze vor mir. Vom Start weg mussten 4 Runden à 2,5 km absolviert werden. Zunächst ging es leicht bergauf, und dann wellig weiter über 2 Schleifen zum Zielbereich. Insgesamt sollen sich die Höhenmeter auf 40 aufsummiert haben. Bei Kilometer 2 hörte ich nur 5:53 rufen und mir war klar, dass es wieder einmal sehr schnell voranging. Ab der 2. Runde war die Hitze dann deutlich zu spüren und das Verlangen nach Flüssigkeit und Kühle ließ die meisten Läufer die Wasserbecher nur so greifen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Gerangel um die Ideallinie etwas gelegt und die Läufer waren als inkonstante Perlenkette aufgereiht. Bei Kilometer 4 war ich dann sogar auf Marc aufgelaufen. Aber schon bei Kilometer 5, welchen wir in ca. 15:00 passierten, wurde die Beine richtig schwer. Aber da es die so motivierende Meisterschaft war, war der Geschwindigkeitsverlust nicht so hoch, die Anstrengung dafür umso größer. Eingangs der letzten Runde war der Tiefpunkt des Rennens erreicht, den es möglichst schnell zu überwinden galt. Die Zwischenzeit von knapp unter 23 Minuten ließ auf eine einigermaßen akzeptable Zeit hoffen. Das letzte Mal auf die glühende Runde. Der Körper pumpte und hechelte wie schon lange nicht mehr. Nun galt es aber, sich mehr zu quälen als die Läufer vor einem. Bei Kilometer 9 schnappte ich mir noch einen Becher Wasser, welcher direkt im Gesicht landete um der laufenden Dampflok nochmal richtig Schub zu geben. Auf den letzten 500m gab es für mich nochmal einen heiß umkämpften Endspurt, bei dem ich ich den engen Gassen Oeldes fast noch eine Streckenmarkierung umgerissen hätte. Auf diesen 500m konnte ich mich noch von Platz 26 auf 23 in einer Endzeit von 30:59 min verbessern.

Im Ziel angekommen, bemerkte man die Schwüle erst richtig. Das Wort „Nachschwitzen“ fand hier absolut seine Berechtigung. Bei diesem Wasserverlust musste ich mich richtig anstrengen, nicht einen Kollaps zu erleiden. Kühlung und dosierte Teezufuhr bewarten mich vor Schlimmeren. Einige Läufer benötigten im Ziel medizinische Betreuung und Infusionen. Das beweist die eingangs beschriebene besondere Leistungsförderung durch erhöhte Leidensbreitschaft bei einer Deutschen Meisterschaft. Zusammenfassend war dieser Lauf für mich ein zufriedenstellendes Ergebnis. Leider hat es nicht zu einer Bestzeit gereicht. Unter den beschriebenen Bedingungen zeigt sie mir aber meine gute Form….und dass ich noch „beißen“ kann. Die gesamte Veranstaltung war insgesamt ein ersehntes Treffen und Messen von und mit alten Bekannten der nationalen Laufszene und hat mich motiviert, weiter hart zu trainieren.

Zunächst steht nun ein 2-3 wöchiger Belastungsblock an. Diesmal kann ich auf ein gutes Tempolaufniveau bauen und dieses weiter ausbauen. Die Gesamtkilometer werden mit ein paar Long-Jogs etwas hochgeschraubt. Das gesamte Training wird bei ähnlichem Umfang, mehr an Qualität gewinnen. 10 Tage vor dem 9. Oktober wird die Belastung wieder heruntergeschraubt. Da steht der letzte Angriff auf die 10km Bestzeit in 2011 an. Die Asics-Grand 10 in Berlin soll wie auch für Marc die schnellste 10km-Zeit des Jahres erbringen. Die danach folgende Saisonplanung wir in den nächsten 2 Wochen entschieden.
Viele Grüße
Paul